Lipödem oder Cellulite: Das sind die Unterschiede

Lipödem oder Cellulite am Oberschenkel
Dr. Gregor Schleider, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Treten erste Dellen an den Oberschenkeln auf, denken viele Betroffene erstmal an Cellulite. Allerdings kann hinter der unebenen Haut auch eine ernsthafte Erkrankung stecken: das Lipödem. Aber wie erkennt man, ob man von einem Lipödem oder Cellulite betroffen ist? Wir klären Sie über die wichtigen Unterschiede und deren Ursachen auf.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem​​​​​​​ ist eine chronische Fettverteilungsstörung, bei der sich das Unterhautfettgewebe verdickt, verhärtetund Knoten ausbildet. Der Umfang von Beinen und/oder Armen vergrößert sich zunehmend, der Rumpf ist nicht betroffen. Dadurch entstehen ungleichmäßige Körperproportionen.

Die Veränderung des Fettgewebes führt zu einer Reihe weiterer Symptome, wie einem Schweregefühl in den Beinen, Spannungsschmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Hautdellen und einer Neigung zu blauen Flecken.

Lipödeme sind angeboren und es sind fast ausschließlich Frauen davon betroffen. Auslöser sind größere hormonelle Umstellungen wie die Pubertät, eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre.

Was ist Cellulite?

Cellulite, auch Orangenhaut genannt, hat ihren Ursprung im Aufbau des weiblichen Bindegewebes. Die Bindegewebsstränge verlaufen bei Frauen parallel, während sie bei Männern netzförmig und deutlich dichter sind. Durch diesen Aufbau ist das Bindegewebe bei Frauen weicher und verliert leichter an Festigkeit. Das kann dazu führen, dass darunterliegende Fettzellen „durchscheinen“ und an der Hautoberfläche als Dellen sichtbar werden.

Entgegen der vorherrschenden Meinung, dass Cellulite nur Frauen mit viel Fettgewebe betrifft, kann sie sehr wohl auch bei schlanken Frauen auftreten. Bei fülligeren Frauen ist sie in der Regel jedoch ausgeprägter. Cellulite ist dabei ein rein kosmetisches Problem, das mit keinen weiteren Symptomen einhergeht.

Ob man zu Cellulite neigt oder nicht, ist genetische Veranlagung. Zudem können manche Lebensumstände, z. B. Stress, Rauchen, eine Schwangerschaft oder Hormonschwankungen, die Bildung von Cellulite begünstigen.

Achtung: Cellulite ist nicht dasselbe wie Cellulitis

Oft werden diese beiden Begriffe synonym verwendet, es handelt sich allerdings nicht um dasselbe! Cellulitis ist ein eine schwerwiegende Entzündung des Unterhautbindegewebes, während mit Cellulite keine Entzündungsprozesse einhergehen.

Lipödem oder Cellulite: Die Symptome sind entscheidend

Auch wenn sich Lipödem und Cellulite optisch ähneln können, so sind es zwei komplett verschiedene Probleme mit Symptomen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Anhand der Begleiterscheinungen kann man eindeutig bestimmen, ob es sich um ein Lipödem oder Cellulite handelt.

Aber zuerst zu den Gemeinsamkeiten. Hier gibt es im Grunde nur eine: Hautdellen. Sowohl bei Cellulite als auch bei einem Lipödem tritt eine unebene Hautoberfläche auf. Diese entsteht jedoch auf unterschiedliche Weise. Bei Cellulite werden vorhandene Fettzellen durch ein geschwächtes Bindegewebe als Dellen sichtbar, die Haut ist weiterhin weich. Bei einem Lipödem entstehen die Hautdellen durch die Vermehrung von Fettzellen und die Ausbildung von Knoten, die Haut fühlt sich fest an.

Egal ob (starke) Cellulite oder Lipödem: In beiden Fällen kann der Rat eines Arztes für Lipödeme​​​​​​​ Klarheit bringen. Dieser kann eine genaue Diagnose stellen und Ihnen sagen, was die Ursache für Ihre Hautdellen ist.

Sehen wir uns nun die Unterschiede genauer an. Cellulite hat nur ein einziges nennenswertes Symptom: die bereits erwähnten Hautdellen. Diese werden vor allem beim Zusammendrücken der Haut sichtbar. Sie sind lediglich ein optisches Problem.

Im Gegensatz dazu geht ein Lipödem mit einer Vielzahl an körperlichen Beschwerden einher, die weit über die Hautdellen hinausgehen. Zu den Symptomen eines Lipödems​​​​​​​ zählen unter anderem:

  • Schwere, müde Beine
  • Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen in den Beinen/Armen
  • Neigung zu blauen Flecken und Besenreißern
  • Umfangsvermehrung an Beinen/Armen
  • Fühlbare Verhärtung des Unterhautfettgewebes mit Knotenbildung

Die Frage Lipödem oder Cellulite lässt sich folglich ganz einfach anhand der Symptome beantworten. Kommen lediglich Hautdellen zum Vorschein, mit denen keine weiteren Beschwerden einhergehen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Cellulite. Treten zusätzlich zur unebenen Haut auch Schmerzen, ein Spannungsgefühl und eine Volumenzunahme an den Beinen und/oder Armen​​​​​​​ auf, ist ein Lipödem wahrscheinlicher.

Lipödem oder Cellulite: Tests bringen Klarheit

Es gibt einige Testverfahren für die Diagnose eines Lipödems, die gleichzeitig der Abgrenzung zur Cellulite dienen. Neben dem Abtasten der betroffenen Region kommen auch der sogenannte Kneiftest und eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz.

Ein schmerzfreier Test kann Ihnen Hinweise darauf geben, ob Sie möglicherweise unter einem Lipödem leiden. Der Test ist einfach: Kneifen Sie leicht in die Haut an den Stellen, von denen Sie denken, dass sie betroffen sind. Spüren Sie unverhältnismäßige Schmerzen, könnte dies ein Anzeichen für ein Lipödem sein.

Ein Lipödem ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die Ihr Wohlbefinden und Ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Wenn der Kneiftest auf ein mögliches Lipödem hindeutet, sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen, um eine definitive Diagnose zu erhalten. Warten Sie nicht, bis Ihre Symptome schlimmer werden. Ein einfacher Kneiftest könnte der erste Schritt zu einer effektiven Behandlung sein.

Vergleicht man die Lipödem-Stadien​​​​​​​ mit jenen der Cellulite, kann man außerdem folgende Unterschiede feststellen:

Stadium

Lipödem

Cellulite

Stadium 1

  • leichte Umfangsvermehrung an den Beinen
  • glatte Hautoberfläche
  • Verdickung und kleine Hautknötchen lassen sich ertasten 
  • keine Umfangsvermehrung
  • Hautdellen sind erst sichtbar, wenn die Haut zusammengedrückt wird

Stadium 2

  • erste Hautdellen sind sichtbar
  • Umfangsvermehrung schreitet fort
  • Haut verhärtet sich, größere Koten sind fühlbar
  • keine Umfangsvermehrung
  • Hautdellen sind auch ohne Zusammendrücken der Haut zu sehen

Stadium 3

  • deutlich unebene, wellige Haut
  • deutliche Umfangsvermehrung
  • stark verdickte Haut mit großen Knoten
  • keine Umfangsvermehrung
  • deutlich sichtbare Hautdellen, auch im Liegen
  • Haut wirkt schlaff und ist unter Umständen leicht verfärbt

Cellulite oder Lipödem? Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick

Neben den Symptomen gibt es noch weitere Unterschiede zwischen einem Lipödem und Cellulite. In der folgenden Tabelle haben wir Ihnen die wichtigsten zusammengefasst.

 

Lipödem

Cellulite

Auslöser

genetische Ursache, Schübe werden durch hormonelle Umstellungen ausgelöst

grundsätzlich Veranlagung, kann aber durch einen ungesunden Lebensstil oder Hormonschwankungen begünstigt werden

Symptome

u. a. Schweregefühl, Druckgefühl, Spannungsschmerzen, Hautdellen, Neigung zu blauen Flecken, Umfangsvermehrung, Verhärtung des Gewebes, Knotenbildung

Hautdellen

Behandlung

Kompressionsstrümpfe, Lymphdrainagen, Lipödem-OP (Liposuktion), gezielte Bewegung, angepasste Ernährung​​​​​​​ 

gesunder Lebensstil, Massagen, Radiofrequenztherapie o. ä.

Verdacht auf Lipödem: Gehen Sie zum Facharzt!

Cellulite ist harmlos, aber ein Lipödem ist eine Krankheit, die man behandeln sollte. Wenn Sie also vermuten, an einem Lipödem zu leiden, suchen Sie einen Facharzt auf, der sich mit dieser Erkrankung auskennt. Wenden Sie sich dafür am besten an einen Lymphologen, Phlebologen (Venenspezialist), Gefäßspezialisten oder an einen auf Lipödeme spezialisierten Facharzt​​​​​​​ für Plastische und Ästhetische Chirurgie.

An der Fort Malakoff Klinik Mainz arbeiten Spezialisten für Lipödeme, die eine qualifizierte Diagnose erstellen können. Dabei arbeiten wir eng mit Lymphologen und Gefäßspezialisten zusammen, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf – wir helfen Ihnen gerne weiter!

Was hilft bei einem Lipödem bzw. bei Cellulite?

Sowohl Cellulite als auch Lipödem sind nicht heilbar, beide sind jedoch mit den richtigen Methoden gut behandelbar. Diese Behandlungsmöglichkeiten sind erfolgsversprechend:

Das hilft bei einem Lipödem

Das kann bei Cellulite helfen

✓ Kompressionsstümpfe

✓ gesunde Ernährung

✓ Lymphdrainage

✓ Verzicht auf Nikotin und Alkohol

✓ Lipödem-Liposuktion

✓ regelmäßiger Sport

✓ gezielte Bewegungstherapie

✓ Lipomassage

✓ angepasste Ernährung

✓ Radiofrequenztherapie, Ultraschalltherapie o. ä.

 

✓ unter Umständen eine kleine Fettabsaugung​​​​​​​

Lipödem oder Cellulite: Wir stellen eine qualifizierte Diagnose

Verlassen Sie sich für eine Diagnose auf einen Experten für Lipödeme! Wir sehen uns Ihre Symptome im Detail an, machen verschiedene Tests und halten Rücksprache mit qualifizierten Lymph- und Gefäßspezialisten, bevor wir die Frage „Lipödem oder Cellulite“ beantworten. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf oder vereinbaren Sie direkt online einen Termin​​​​​​​ in unserer Klinik. Wir kümmern uns um Sie!

FAQ

  • Lipödem oder Cellulite: Was ist der Unterschied?

    Auch wenn sich bei Cellulite und einem Lipödem Hautdellen bilden, gibt es zwei maßgebliche Unterschiede:

    1. Hautdellen bei Cellulite bilden sich, indem bestehende Fettzellen durch ein schwächer werdendes Bindegewebe an der Hautoberfläche sichtbar werden. Bei einem Lipödem entsteht neues Fettgewebe, das sich verhärtet und Knoten ausbildet. Diese Knoten sind als Hautdellen sichtbar.
    2. Cellulite ist ein rein kosmetisches Problem. Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die mit vielen weiteren Symptomen, wie z. B. Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, einem Schweregefühl und einer deutlichen Umfangsvermehrung der Beine/Arme einhergeht.
  • Wie kann ich feststellen, ob ich ein Lipödem habe?

    Ein Lipödem äußert sich zu Beginn durch ein Druckgefühl, einen Spannungsschmerz, schwere, müde Beine und eine Neigung zu blauen Flecken. Die Hautoberfläche ist meist noch glatt, aber erste feine Knötchen unter der Haut kann man bereits fühlen. Haben Sie diese Symptome​​​​​​​ über einen längeren Zeitraum, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen.

  • Wie fängt ein Lipödem an?

    Zu Beginn der Erkrankung fällt Betroffenen vor allem ein Schwere-, Spannungs- und Druckgefühl in den Beinen (unter Umständen auch in den Armen) auf. Oft kommen Schmerzen hinzu, die im Laufe des Tages – vor allem nach langem Stehen, Sitzen oder intensiven Sporteinheiten – stärker werden. Im Verlauf der Erkrankung ist auch eine deutliche Umfangsvermehrung an den Beinen und/oder Armen sichtbar.

  • Kann man ein Lipödem ertasten?

    Ja, ein Lipödem kann man ertasten. Man kann fühlen, dass das Gewebe sich zunehmend fester anfühlt. Außerdem sind Fettknötchen ertastbar, die mit zunehmendem Stadium größer werden.

  • Ist Cellulite druckempfindlich?

    Nein, in der Regel ist Cellulite nicht druckempfindlich. Ein Lipödem kann hingegen sehr druckempfindlich sein. Optisch unterscheiden sie sich im Anfangsstadium kaum.

Bildquellen: Bild 1: © elenavolf - stock.adobe.com; Bild 2: © kei907 - stock.adobe.com; Bild 3: eigene Grafik; Bild 4: © Dimid - stock.adobe.com;

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