Lipödem an den Armen erkennen und behandeln

Lipödem am Arm
Dr. Florian Oti, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Sie haben in letzter Zeit bemerkt, dass Ihre Arme dicker werden, berührungsempfindlich sind und oft schmerzen? Dahinter könnte ein Lipödem an den Armen stecken. Diese Fettverteilungsstörung tritt weitaus öfter auf, als man vielleicht meint und häufig sind neben den Beinen auch die Arme betroffen. Lesen Sie hier, wie man ein Lipödem an den Armen erkennt, welche Ursache dahintersteckt und wie man die Erkrankung behandeln kann.

Lipödem am Arm: Was ist das genau?

Ein Lipödem​​​​​​​ ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die eine deutliche Umfangsvermehrung an den Armen und/oder Beinen verursacht. Das Unterhautfettgewebe wächst stark an, verdickt und verhärtet sich. Zudem bilden sich (schmerzhafte) Knoten im Gewebe, die mit dem Fortschreiten der Krankheit größer werden.

Durch das unkontrollierte Wachstum des Fettgewebes entsteht großer Druck im Gewebe, was zu unterschiedlichen Beschwerden wie z. B. Berührungsempfindlichkeit, Spannungsschmerzen oder einem anhaltenden Kältegefühl führen kann.

Diese Erkrankung ist angeboren und betroffen sind fast ausschließlich Frauen. Ein Lipödem tritt im Zusammenhang mit hormonellen Umstellungen auf, etwa während der Pubertät, einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren. Diese Umstände sorgen auch für Krankheitsschübe, durch die sich die Beschwerden verstärken.

Übergewicht oder doch Lipödem an den Armen?

Im Anfangsstadium eines Lipödems, wenn die Arme beginnen, dicker zu werden, denken viele Betroffene nicht in erster Linie an diese Erkrankung. Meist wird eine einfache Gewichtszunahme angenommen. Werden die Arme durch gesunde Ernährung und Sport nicht wieder schmäler, kann ein Lipödem dahinterstecken. Suchen Sie am besten einen Arzt auf und lassen Sie Ihre Arme untersuchen.

Oft sind Beine und Arme vom Lipödem betroffen

Lipödeme an den Armen bleiben oftmals für lange Zeit unerkannt, da die Beine von vielen als „klassische“ Körperregion für Lipödeme angesehen werden. Das ist jedoch ein Irrglaube. Tatsächlich treten Lipödeme an den Armen beinahe gleich häufig auf wie an den Beinen.

Oft sind zuerst die Beine und später auch die Arme betroffen. Manchmal kommt das Lipödem an Armen und Beinen zugleich zum Vorschein oder es tritt gar zuerst an den Armen und später erst an den Beinen auf. Auch wichtig zu wissen: Es ist möglich, dass das Lipödem nur auf die Beine beschränkt ist und die Arme beschwerdefrei sind. Dass nur die Arme nicht aber die Beine betroffen sind, ist hingegen eher selten.

Lipödem an den Armen erkennen: die wichtigsten Symptome

Einfache Berührungen an den Armen verursachen Schmerzen, beim Arbeiten über Kopf werden Ihre Arme schnell schwer wie Blei und sie wirken zunehmend dicker? Das könnten die ersten Anzeichen für ein Lipödem sein. Vielleicht kommen Ihnen auch diese typischen Symptome eines Lipödems​​​​​​​ bekannt vor:

  • Schweregefühl in den Armen
  • Berührungs- und Druckempfindlichkeit
  • Druckgefühl in den Armen
  • Spannungsschmerzen, die im Laufe des Tages schlimmer werden
  • Kältegefühl in den Armen und Händen, auch nach einer heißen Dusche
  • Neigung zu blauen Flecken
  • Härter werdendes Gewebe, Knoten unter der Haut und Hautdellen
  • Unproportionale Umfangsvermehrung an den Armen im Verhältnis zum übrigen Körper

Wenn Sie mehrere dieser Beschwerden an Ihren Armen bemerken und das über längere Zeit hinweg, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Auch wichtig zu wissen: Ein Lipödem kann auch schlanke Frauen betreffen​​​​​​​!

Welcher Arzt kann ein Lipödem an den Armen feststellen?

Ärzte, die ein Lipödem diagnostizieren können​​​​​​​, sind Lymphologen (Lymphspezialisten), Phlebologen (Venenspezialisten), Angiologen (Gefäßspezialisten) oder auf Lipödeme spezialisierte Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Diese Mediziner haben das nötige Fachwissen, um ein Lipödem zu erkennen und einen wirkungsvollen Behandlungsplan zu erstellen.

Lipödem an den Armen: Stadien und Typen

Ein Lipödem lässt sich, unabhängig davon ob es an Armen oder Beinen auftritt, in drei Stadien einteilen:

  • Stadium 1: leichte Umfangsvermehrung, verdicktes, feinknotiges Unterhautfettgewebe, Hautoberfläche ist noch glatt
  • Stadium 2: zunehmende Umfangsvermehrung, dickes, grobknotiges Unterhautfettgewebe, Dellenbildung an der Hautoberfläche (ähnlich wie bei Cellulite)
  • Stadium 3: deutliche Umfangsvermehrung, hartes, dickes Unterhautfettgewebe mit großen Knoten, Ausbildung von Hautlappen

Diese Lipödem-Stadien​​​​​​​ werden in der Diagnostik zumeist um Lipödem-Typen ergänzt. Bei einem Lipödem an den Armen gibt es drei Typen:

  • Oberarm-Typ: Hier tritt das Lipödem nur am Oberarm – Schulter bis Ellenbogen – auf.
  • Unterarm-Typ: Hier besteht das Lipödem nur am Unterarm – Ellenbogen bis Handgelenk.
  • Ganzarm-Typ: Ist der gesamte Arm vom Lipödem betroffen, spricht man vom Ganzarm-Typ.

Neben den Arm-Typen gibt es auch drei Bein-Typen: Oberschenkel-, Unterschenkel- und Ganzbein-Typ. Eine Patientin kann hier sowohl ein Arm- als auch ein Bein-Typ sein. Dabei sind verschiedene Kombinationen möglich, z. B. Unterschenkel- und Oberarm-Typ oder Ganzbein- und Unterarm-Typ.

Die Einteilung in Typen sagt zudem nichts über das Stadium – also die Ausprägung – der Krankheit aus. Deswegen sind sowohl Stadien als auch Typen für die Diagnostik wichtig.

3 Behandlungsmethoden, die Ihre Beschwerden lindern

Um die Symptome eines Lipödems an den Armen zu verringern, gibt es drei Behandlungsmethoden: Kompression, Lymphdrainage und Lipödem-OP. Vor allem in Kombination sind diese Methoden sehr effektiv.

Kompression

Wird ein Lipödem an Ihren Armen festgestellt, ist der erste Schritt in der Regel die Kompressionstherapie. Darunter versteht man das Tragen von Kompressions-Armstrümpfen bzw. von einem Kompressions-Bolero. Diese reichen von den Achseln bis zu den Handgelenken und üben einen stetigen Druck auf die betroffenen Areale aus. Das bewirkt, dass ein Stau der Lymphflüssigkeit im Gewebe verhindert und die im Laufe des Tages größer werdenden Schmerzen in den Armen gelindert werden.

Damit die Kompressionskleidung perfekt passt und im Alltag nicht einschränkt, werden Ihre Arme im Sanitätshaus exakt vermessen. Im Falle sind Kompressionshandschuhe eine gute Ergänzung, falls Sie zu Wasseransammlungen in den Händen neigen. Lassen Sie sich hierzu am besten direkt im Sanitätshaus beraten.

Lymphdrainagen

Kombiniert wird die Kompressionstherapie in der Regel mit manuellen Lymphdrainagen. Die gezielten massageähnlichen Bewegungen lösenbestehende Lymphstauungen und verbessern den Lymphfluss im Allgemeinen. Das wirkt schmerzhaften Schwellungen in den Armen entgegen und lindert den Gewebedruck.

Wichtig ist, dass Sie nach der therapeutischen Lymphdrainage nicht auf Ihre Kompressions-Armstrümpfe verzichten. Nutzen Sie diese als Ergänzung, um länger vom Effekt der Lymphdrainage zu profitieren. Lassen Sie zudem gezielte Bewegungsübungen in Ihren Alltag miteinfließen, die den Lymphfluss anregen.

Fettabsaugung

Sowohl die Kompressionstherapie als auch die Lymphdrainagen sind geeignet, um die akuten Beschwerden zu lindern. Sie behandeln jedoch nicht die Ursache des Problems: den Druck im Gewebe. Dem kann eine Fettabsaugung entgegenwirken, bei der die überschüssigen Lipödem-Fettzellen entfernt werden.

Die Lipödem-OP​​​​​​​ hat vier entscheidende Vorteile:

  • Sie bekämpft die Ursache des Problems. Damit verschwinden viele Symptome oft sogar komplett.
  • Die abgesaugten Fettzellen wachsen in der Regel nicht mehr nach. Nur sehr selten kommen Sie an derselben Körperstelle zurück. Das bedeutet eine dauerhafte Linderung Ihrer Beschwerden.
  • In vielen Fällen sind regelmäßige Lymphdrainagen sowie das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach der Liposuktion nicht mehr notwendig.
  • Die Silhouette Ihre Arme wird wieder verschlankt.
Dr. Florian Oti, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie
Sind Sie bereits mit einem Lipödem an den Beinen in Behandlung, wird Ihr Arzt Sie darauf hinweisen, dass diese Erkrankung auch an den Armen auftreten kann. Lassen Sie sich unbedingt untersuchen, damit im Falle schnellstmöglich mit der Behandlung Ihrer Arme begonnen werden kann.
Dr. Florian Oti
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Zusätzlich: gesunde Ernährung, Sport und Hautpflege

Neben Kompressionstherapie, Lymphdrainage und Lipödem-OP gibt es weitere Punkte, auf die Sie achten sollten, wenn Sie an einem Lipödem am Arm leiden. Dazu gehört in erster Linie eine auf das Lipödem angepasste Ernährung​​​​​​​. Versuchen Sie, auf salzige Lebensmittel, Fette sowie Fleisch- und Wurstwaren zu verzichten. Vermeiden Sie zudem Übergewicht, da dieses den Druck im Gewebe weiter erhöht.

Achten Sie auf ausreichend Bewegung, um den Stoffwechsel anzukurbeln und den Lymphfluss zu verbessern. Empfehlenswert sind bestimmte therapeutische Übungen sowie Ausdauersport. Gezielter Muskelaufbau durch Krafttraining sollte hingegen eher vermieden werden.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Hautpflege. Da sich das Gewebe in den Armen vergrößert, gerät auch die Haut zunehmend unter Spannung. Halten Sie diese mit feuchtigkeitsspendenden Cremen elastisch.

Lipödem Arme: Bei uns sind Sie in guten Händen

Ein Lipödem an den Armen kann Sie im Alltag stark belasten. Doch damit müssen Sie sich nicht abfinden. An der Fort Malakoff Klinik kümmern wir uns um Sie! Wir nehmen Ihre Beschwerden ernst und sehen uns Ihre Arme im Detail an. Für eine sichere Diagnose arbeiten wir mit Gefäßspezialisten und Lymphologen zusammen. Darauf aufbauend entwerfen wir einen individuellen Behandlungsplan, der Ihnen Erleichterung verschafft. Treten Sie mit uns in Kontakt oder buchen Sie direkt online einen Beratungstermin​​​​​​​ – wir sind für Sie da!

FAQ

  • Wie erkenne ich ein Lipödem an den Armen?

    Die ersten Symptome eines Lipödems​​​​​​​ an den Armen sind ein Schweregefühl, Berührungsempfindlichkeit und Spannungsschmerzen. Hinzu kommen schon im Anfangsstadium eine beginnende Gewebeverhärtung, die Ausbildung von Knötchen unter der Haut und eine Neigung zu blauen Flecken. In weiterer Folge vergrößert sich der Armumfang merklich und unproportional zum restlichen Körper.

  • Was tun bei einem Lipödem an den Armen?

    Bei einem Lipödem an den Armen haben sich drei Therapiemethoden bewährt: die Kompressionstherapie, die Lymphdrainage und die Lipödem-Liposuktion​​​​​​​. Diese versprechen insbesondere in Kombination gute Erfolge und können Ihre Symptome deutlich verringern. Zusätzlich sind leichter Ausdauersport, eine gesunde Ernährung und eine gute Hautpflege wichtig.

  • Was sollte man bei einem Lipödem nicht essen?

    Wenn Sie an einem Lipödem an den Armen und/oder Beinen leiden, sollten Sie sich möglichst gesund ernähren, um Übergewicht zu vermeiden. Dieses würde das bereits strapazierte Gewebe noch weiter belasten. Verzichten Sie zudem zu gut es geht auf salzhaltige Lebensmittel, Fette sowie Fleisch- und Wurstwaren.

  • Kann man ein Lipödem wegtrainieren?

    Ein klares NEIN! Fettgewebe, das sich durch eine Fettverteilungsstörung bildet, lässt sich nicht mit ausreichend Sport wegtrainieren. Im Gegenteil: Wenn Sie den falschen Sport machen, z. B. Gewichtstraining zum Muskelaufbau, können sich die Symptome sogar verschlechtern. Bewegung ist aber dennoch wichtig, auch wenn Sie an einem Lipödem an den Armen leiden. Setzen Sie auf Ausdauersport.

Bildquellen: Bild 1: © Mykola - stock.adobe.com; Bild 2: © chajamp - stock.adobe.com; Bild 4: © Maksim - stock.adobe.com

Die Grafik darf gerne verwendet und geteilt werden. Bitte nennen Sie als Quelle diesen Beitrag oder malakoff-klinik.de.

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