Lipödem: Symptome und erste Anzeichen erkennen
Immer dicker werdende, müde Arme und Beine, ein anhaltendes Druckgefühl und diffuse Spannungsschmerzen – das sind die ersten Anzeichen eines Lipödems. Doch diese Fettverteilungsstörung hat viele Ausprägungen und ebenso vielseitige Symptome. Lesen Sie im Folgenden welche Symptome für ein Lipödem typisch sind, welche eher auf eine andere Krankheit hindeuten und wie diese effektiv gelindert werden können.
Was genau ist ein Lipödem?
Bevor wir uns näher mit den Symptomen eines Lipödems beschäftigen, sollten wir klären, mit welcher Krankheit wir es dabei überhaupt zu tun haben.
Ein Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die an Beinen und Armen auftritt. Dabei verhärtet sich das Unterhautfettgewebe, es bilden sich schmerzhafte Knoten und der Umfang von Beinen und/oder Armen vergrößert sich mit zunehmendem Krankheitsverlauf sichtbar. Diese Volumenzunahme übt starken Druck auf das umliegende Gewebe aus. Das ist der Grund für viele der auftretenden Symptome.
Das Lipödem ist eine angeborene und fortschreitende Krankheit, von der fast ausschließlich Frauen betroffen sind. Schätzungsweise leidet in Deutschland sogar jede zehnte Frau daran. Auslöser für Lipödem-Schübe sind laut aktueller Forschung hormonelle Umstellungen, weshalb sich Lipödeme meist am Ende der Pubertät, im Zuge einer Schwangerschaft oder mit dem Beginn der Wechseljahre vergrößern.
Auch wenn die Umfangsvermehrung eines der offensichtlichsten Symptome eines Lipödems ist, so sind stämmige Beine allein nicht zwangsläufig auf eine Fettverteilungsstörung zurückzuführen. Sind Sie von einem Lipödem betroffen, treten auch weitereeindeutige Beschwerden, z. B. Schmerzen, auf.
Die Krankheit teilt sich in 3 Stadien ein: leichte Ausprägung, mittelstarke Ausprägung, starke Ausprägung. Das Stadium des Lipödems beschreibt in erster Linie die sicht- bzw. ertastbare Veränderung des Unterhautfettgewebes. Es sagt jedoch wenig über das persönliche Empfinden der Symptome aus.
Erste Anzeichen eines Lipödems
Zu Beginn fällt Betroffenen meist ein anhaltendes Schweregefühl in den Beinen auf, das im Laufe des Tages – vor allem nach längerem Stehen oder Sport – schlimmer wird. Außerdem zählt ein Druckgefühl, das später zu einem Druckschmerz werden kann, zu den ersten Anzeichen für ein Lipödem. Eine leichte Umfangsvermehrung an Hüfte und Oberschenkeln bemerken Betroffene ebenfalls schon im ersten Stadium.
9 typische Lipödem-Symptome
Es gibt eine Reihe an Symptomen, an denen man ein Lipödem erkennen kann. Natürlich deutet nicht jedes davon ausschließlich auf eine Fettverteilungsstörung hin. Bemerken Sie jedoch mehrere dieser Symptome über einen längeren Zeitraum an sich, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und ihm Ihren Verdacht mitteilen. So kann abgeklärt werden, ob die Ursache Ihrer Beschwerden tatsächlich ein Lipödem ist oder ob etwas anderes der Auslöser ist.
1. Schwere, müde Beine/Arme
Eines der wichtigsten Lipödem-Symptome ist ein Schweregefühl in Beinen oder Armen. Betroffene berichten von schweren, müden und trägen Extremitäten, besonders bei etwas anstrengenderen Bewegungen (z. B. dem Treppensteigen) oder Sport. Zusätzlich können die Beine/Arme im Laufe des Tages anschwellen. Das ist auf einen Stau der Lymphflüssigkeit zurückzuführen, der durch das sich ausbreitende Fettgewebe verursacht wird.
2. Druck- und Spannungsgefühl
Bei einem Lipödem breiten sich die Fettzellen im Unterhautfettgewebe stark aus. Dabei drücken sie auf das umliegende Gewebe und die Blutgefäße. Für Betroffene ist das als Druck- oder Spannungsgefühl in den Beinen oder Armen wahrnehmbar. Dieses Spannungsgefühl muss nicht zwangsläufig schmerzhaft sein, es kann sich auch einfach nur unangenehm anfühlen. Damit einhergehende Spannungsschmerzen sind jedoch nicht unüblich.
3. Schmerzen in den Beinen/Armen
Schmerzen sind ein signifikantes Symptom des Lipödems, da sie der ständige Begleiter von mehr als 80 % der Betroffenen sind. Die Schmerzen fühlen sich ziehend, drückend oder auch brennend an, ähnlich wie bei einem Weichteilrheuma. Auch Spannungs- und Entzündungsschmerzen sind verbreitet.
Das Symptom wird in der Regel im Laufe des Tages stärker – vor allem dann, wenn Sie lange gestanden oder Sport gemacht haben. Das Hochlagern der Beine lindert die Schmerzen kaum, sogar in einer liegenden Position können sie mitunter sehr stark ein. Dasselbe gilt auch für Lipödeme an den Armen.
Diffuse oder auch stechende Schmerzen treten unabhängig vom Stadium auf. Sie können zu Beginn der Krankheit genauso stark oder schwach sein, wie bei einem deutlich ausgeprägten Lipödem.
Lipödem ohne Schmerzen?
Ein Lipödem tritt nur selten ohne Schmerzen auf. Kommt es zu einer deutlichen Vermehrung des Unterhautfettgewebes an Armen und Beinen, ohne dass Sie andere Beschwerden haben, handelt es sich in der Regel um eine Lipohypertrophie, nicht um ein Lipödem. Die Lipohypertrophie ist ein rein ästhetisches Problem.
4. Berührungs- und Druckempfindlichkeit
Ein weiteres typisches Anzeichen eines Lipödems ist Berührungsempfindlichkeit. Schon leichte Berührungen der betroffenen Beine oder Arme können sich sehr unangenehm anfühlen oder gar (starke) oberflächliche Schmerzen auslösen. Auch Druck – etwa durch unpassende Kleidung – kann zu Schmerzen führen.
5.Anhaltendes Kältegefühl
Der Gewebedruck durch die fortschreitende Ausbreitung der Fettzellen verursacht eine Verengung derBlutgefäße. Es wird die Durchblutung gestört, wodurch Betroffene ein anhaltendes Gefühl von Kälte in Beinen, Po und Armen haben. Dieses Kältegefühl kann auch durch heißes Duschen oder Bewegung nicht maßgeblich gelindert werden.
6. Neigung zu blauen Flecken
Der Druck auf Gewebe, Blutgefäße und Lymphfluss geht jedoch oft über ein bloßes Kältegefühl hinaus. Häufig kommt es zu einer hohen Neigung zu blauen Flecken. Betroffene müssen sich nur leicht stoßen, um blaue Flecken zu bekommen. Weiters neigen sie zur Ausbildung von Besenreißern und Ödemen.
7. Verhärtetes Unterhautfettgewebe, Knotenbildung, Hautdellen
Ein typisches Symptom eines Lipödems, anhand dessen man es von vielen anderen Krankheiten unterscheiden kann, ist die Verhärtung des Unterhautfettgewebes. Bereits im ersten Stadium kann man eine beginnende Verhärtung ertasten, im Krankheitsverlauf wird das Gewebe immer fester.
Hinzu kommt eine Knotenbildung im Unterhautfettgewebe. Diese Knoten sind zu Beginn noch klein, etwa wie kleine Styroporkügelchen. Im Verlauf der Krankheit werden diese größer: golf- bis tennisballgroß im zweiten und noch größer im dritten Stadium. Diese Knoten werden meist als sehr schmerzhaft empfunden.
Je weiter fortgeschritten das Lipödem ist, desto deutlicher sind zudem Dellen auf der Hautoberfläche zu sehen. Anfangs kann man sie kaum erkennen, aber ab Grad 2 sind die Hautdellen deutlich sichtbar, bei Grad 3 führen sie zu einer groben, welligen Hautoberfläche.
8. Umfangsvermehrung an Beinen/Armen
Eines der Leitsymptome eines Lipödems ist die Umfangsvermehrung an Beinen und/oder Armen. Hier sind die folgenden Merkmale ausschlaggebend:
- Die Fetteinlagerungen treten immer symmetrisch an beiden Beinen/Armen auf, nie einseitig.
- Die Hände und Füße sind nicht betroffen – die Umfangsvermehrung reicht maximal bis zu den Knöcheln bzw. den Handgelenken. Schwellen diese dennoch an, handelt es sich eher um ein Lymphödem oder ein Lipo-Lymphödem.
- Die Fetteinlagerungen sind sport- und diätresistent. Auch wenn man abnimmt, wird das Lymphödem nicht weniger.
- Die Umfangvermehrung ist unproportional zum restlichen Körper. Auch wenn eine Person schlank ist, können sich deutliche Lipödeme an Beine und/oder Armen bilden.
Im ersten Stadium ist die Umfangsvermehrung oftmals kaum zu erkennen. Hier sind andere Lipödem-Symptome, z. B. Druckschmerzen, oft präsenter. Im Krankheitsverlauf ist die Zunahme des Fettgewebes allerdings deutlich sichtbar.
9. Überhängendes Gewebe (nur im 3. Stadium)
Im dritten Stadium wird die Umfangsvermehrung so groß, dass sich überhängendes Gewebe, sogenannte Wammen, vor allem an Knien, Ellenbogen und Knöcheln bildet. Das ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann auch schwerwiegende medizinische Folgen nach sich ziehen:
- Hautentzündungen: Reibt das vergrößerte Gewebe ständig aneinander, kommt es gerne zu Entzündungen und chronischen Hautreizungen. Zudem wird die Haut durch das Anwachsen des Fettgewebes strapaziert.
- Bewegungseinschränkung: Die Wammen schränken Betroffene meist massiv in ihrer Bewegungsfreiheit an. In weiterer Folge kann das zu einer Veränderung des Gangbildes führen.
- Veränderung der Knochenstruktur: In fortgeschrittenen Fällen kann das Lipödem zu Knochenveränderungen, etwa der Ausbildung von X-Beinen führen.
Wer diagnostiziert ein Lipödem?
Wenn Sie mehrere dieser Symptome über längere Zeit hinweg an sich bemerken, sollten Sie sich in erster Linie an Ihren Hausarzt wenden. Dieser überweist sie dann an einen Spezialisten. Auch an der Fort Malakoff Klinik können wir Lipödeme diagnostizieren. Dabei stehen wir in engem Austausch mit Lymphologen und Gefäßspezialisten.
Symptome eines Lipödems behandeln
Ein Lipödem ist nicht heilbar, aber die Symptome sind gut behandelbar. Dabei stehen mehrere Methoden zur Auswahl, die vor allem in der Kombination gute Erfolge erzielen:
- Manuelle Lymphdrainagen
Mit gezielten therapeutischen Lymphdrainagen wird der Lymphfluss angeregt, um Stauungen aufzulösen. Das lindert vor allem Druckgefühl und Schmerzen. Diese Methode ist eine der wichtigsten Säulen der sogenannten Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie. - Kompressionstherapie
Mithilfe von Kompressionsverbänden und -strümpfen, die dauerhaft getragen werden, können Lymphsystem und Durchblutung unterstützt werden. - Lipödem-OP: Fettabsaugung
Um die Umfangsvermehrung langfristig loszuwerden und die Beschwerden dauerhaft zu lindern, ist eine Lipödem-OP (Liposuktion), die einzige effektive Methode. Sie wird in der Regel ab Stadium 2 empfohlen. - Bewegungsübungen und Sport
Gezielte Bewegungsübungen helfen die Schwellung in den Beinen zu reduzieren. Dabei sind je nach Stadium verschiedene Übungen sinnvoll. Setzen Sie zudem eher auf Ausdauersport mit möglichst fließenden Bewegungen (z. B. Schwimmen oder Radfahren). - Angepasste Ernährung
Ein individuell auf Ihre Lipödem-Symptome angepassten Ernährungsplan hilft Ihnen dabei die Beschwerden zu verringern. Reduzieren Sie vor allem Fette, Fleisch- und Wurstwaren sowie Lebensmittel, die viel Salz enthalten. - Hautpflege
Damit die Haut geschmeidig gehalten wird, ist auf eine ausreichende Hautpflege zu achten. Das beugt rissiger, trockener Haut und Hautentzündungen vor.
Ein Lipödem ist eine Krankheit, die den Körper stark belastet. Vermeiden Sie deshalb zusätzliche Belastungen durch Übergewicht und achten Sie auf einen gesunden Lebensstil.
Wie unterscheidet sich die Symptome eines Lipödems von denen ähnlicher Erkrankungen?
Die Symptome eines Lipödems überschneiden sich zum Teil mit denen anderer Krankheiten. Deshalb werden Lipödeme oftmals nicht gleich zu Beginn erkannt. Folgende Erkrankungen weisen ähnliche Symptome auf:
Lipödem | Lymphödem | Lipohypertrophie | Adipositas | Cellulite | |
Umfangsvermehrung | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | X |
Druckschmerzen | ✓ | X | X | X | X |
Symmetrie | ✓ | X | ✓ | X | ~ |
Verhärtetes Gewebe | ✓ | X | ✓ | X | X |
Geschwollene Hände und Füße | X | ✓ | X | X | X |
Wassereinlagerungen | ✓ | ✓ | X | ~ | X |
Neigung zu blauen Flecken | ✓ | X | ~ | X | X |
(✓= ja, X = nein, ~ = zum Teil)
Es ist möglich, dass eine Patientin sowohl an einem Lipödem als auch an einem Lymphödem oder Übergewicht leidet. Deshalb ist eine sorgfältige Einordnung der Symptome durch einen erfahrenen Arzt für Lipödeme besonders wichtig. So kann die jeweilige Erkrankung so früh wie möglich und richtig behandelt werden.
Fort Malakoff Klinik: Ihr Partner zur Linderung Ihrer Lipödem-Symptome
Wenn die unangenehmen Symptome des Lipödems zu einem täglichen Begleiter werden, schränken diese das Leben der Betroffenen stark ein. Damit müssen Sie sich jedoch nicht abfinden! Wir stellen einen individuellen Behandlungsplan für Ihre Symptome zusammen und begleiten Sie auf den Weg zu einem nahezu beschwerdefreien Leben – trotz Lipödem. Treten Sie mit uns in Kontakt, wir beraten Sie gerne!
FAQ
- Woher weiß ich, ob ich ein Lipödem habe?
Es gibt einige Symptome, die für ein Lipödem sprechen. Dazu gehören z. B. ein Schweregefühl in den Beinen, ein Druckgefühl, Spannungsschmerzen, Berührungsempfindlichkeit, eine Umfangsvermehrung an Beinen und/oder Armen und die Verhärtung des Unterhautfettgewebes. Wenn Sie denken, dass Sie in Lipödem haben könnten, wenden Sie sich an einen Arzt. Dieser kann ein Lipödem diagnostizieren.
- Sind dicke Beine immer Anzeichen für ein Lipödem?
Nein, es gibt viele Ursachen für dicke Beine – ein Lipödem ist nur eine Möglichkeit. Auffällig sind bei einem Lipödem zusätzlich zur Umfangsvermehrung folgende Merkmale: das Unterhautfettgewebe ist fest und fühlt sich knotig an, die Beine/Arme sind unverhältnismäßig stämmig im Verhältnis zu anderen Körperpartien und Sie verspüren ein Berührungs-, Druck- oder Spannungsschmerz.
- Welcher Sport verbessert die Symptome bei einem Lipödem?
Wir empfehlen unseren Patientinnen Ausdauersport mit möglichst flüssigen Bewegungen, z. B. Schwimmen, Radfahren oder auch Walken. Ein gezielter Muskelaufbau durch Kraftsport sollte vermieden werden, um die Arme und Beine nicht zu belasten. Zusätzlich zur sportlichen Betätigung sind Lymphdrainagen und weitere Behandlungsmethoden essenziell.
- Welche Symptome sind typisch für ein Lipödem an den Armen?
Die Symptome eines Lipödems an den Armen unterscheidet sich nicht von jenen an den Beinen. Typisch sind beispielsweise ein Schweregefühl, ein Druckgefühl, Spannungsschmerzen, eine Neigung zu blauen Flecken, eine Umfangsvermehrung und ein verdicktes Unterhautfettgewebe mit Knotenbildung.
- Können die Symptome eins Lipödems wieder verschwinden?
Da die Krankheit in Schüben verläuft, kann es sein, dass einzelne Symptome vorübergehend ausbleiben. Unbehandelt schreitet die Krankheit jedoch weiter fort und dieselben und/oder andere Symptome werden zurückkommen. Mit der richtigen Behandlung können die Symptome und Beschwerden deutlich und vor allem auch dauerhaft verbessert werden.
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